Was heißt “Geistige Behinderung”?
Dumm, doof, nichts Können - eben behindert?

In unserer Gesellschaft bedeutet “geistig behindert sein” auch schief angeguckt werden, “ausgesondert” aus dem Erziehungs- und Schulwesen, “ausgemustert” aus dem Arbeitsprozess.

Etikettiert, diskriminiert.

“Geistig behindert” heisst auch falsch verstandenes Mitleid, “ach der Arme, der hat´s aber schwer” und ein gnadenloses “Du bist anders, Du bist nicht wie wir!!”

Integration ist etwas anderes.

Die deutsche Geschichte hat genug Beispiele für die tödliche Aussonderung von Menschen mit Behinderungen durch die Euthanasie des Nationalsozialismus. Aber auch in jüngerer Zeit wurden Gerichtsurteile gefällt, die Menschen mit geistiger Behinderung als störend klassifizieren: im Urlaub gibt es Schadensersatz für das Ertragen ihrer Anwesenheit, in der Mittagszeit dürfen sie sich nicht im Garten bewegen, weil ihre Äußerungen sensible Menschen wie Musiklehrer stören könnten.

Geistige Behinderung ist keine psychische Krankheit oder psychiatrische Kategorie. Sie ist eine Eigenschaft, die einen Menschen von einem anderen unterscheidet wie die Haarfarbe oder die Größe.

Zur Erläuterung verweise ich hier auf das
Verständnis von geistiger Behinderung
als Aneignungsweise unter Isolationsbedingungen.

Von dieser Seite aus gelangen Sie zusätzlich zu einer Seite über L.S. Vygotskij´s Konzept der Zone der nächsten Entwicklung.
 

Von den Betroffenen selbst wird die
Etikettierung “Geistige Behinderung”
inzwischen vielfach abgelehnt. So sprechen die Mitglieder von
people first Deutschland e.V.
von sich als
“Menschen mit Lernschwierigkeiten”.
 

Ich spreche in den folgenden Texten weiterhin von “Menschen mit geistiger Behinderung”, solange dieser Begriff im deutschen Sprachgebrauch der bekanntere ist. Es geht mir dabei nicht um die Diskriminierung der Betroffenen, sondern um die Vermeidung von Irritationen durch Bezeichnungen, die noch nicht im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch verbreitet sind.