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Kurzfragen zur Genderprüfung

Diese vier Fragen sollen eine Sensibilisierung für die Geschlechterfrage im Arbeitsalltag fördern. Die Kurzfragen können für jede Entscheidung in Projekten wie auch im Team bedacht werden. Sie dienen dazu, die Geschlechterperspektive einfach und zumindest kurz auf jede Maßnahme zu richten.

1. Welcher Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit soll mit der Umsetzung des Ziels, Beschlusses oder der Maßnahme erreicht werden?

2. Inwieweit werden durch die geplante Maßnahme Frauen und Männer besonders angesprochen?

3. Haben Frauen Nachteile durch die Entscheidung, das Projekt oder die Maßnahme?
Wie sollen diese Nachteile verhindert werden?

4. Haben Männer Nachteile durch die Entscheidung, das Projekt oder die Maßnahme?
Wie sollen diese Nachteile verhindert werden?

 

Am Beispiel einer fiktiven Maßnahme - Beschluss der Geschäftsführung zur Verbesserung der Rückkehrbedingungen für Frauen und Männer in Elternzeit - soll im Folgenden der Umgang mit diesen Fragen erläutert werden:

Frage

 

1.

Der fürsorgliche Umgang des Unternehmens bei der Wiederaufnahme einer Tätigkeit aus der Elternzeit heraus dient der Positionierung der Organisation: „Wir sind elternfreundlich und damit für unsere Beschäftigten ein attraktives Unternehmen“. Er zeigt darüber hinaus noch einmal, dass auch Männer keine negativen Folgen für die Wahrnehmung dieses Rechts befürchten müssen. Grundsätzlich soll jede Organisationseinheit begründen müssen, warum ein Wiedereinstieg auch auf einer Teilzeitstelle in bekanntem Arbeitsfeld nicht möglich ist.

2.

96 % der Eltern in Elternzeit sind Frauen. Durch den Beschluss soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (als Unternehmensziel) verbessert und durch Öffentlichkeitsarbeit mehr Männer angesprochen werden.

3.

Durch die Verbesserung von Teilzeitarbeitsmöglichkeiten verbessern sich für Frauen die Arbeitsbedingungen in einer Mehrfachbelastung.

Es wird eine Überprüfung der beruflichen Situation von Frauen nach dem Wiedereinstieg vorgesehen, in der die Betroffenen zu Wort kommen.

Zu den Auswirkungen auf Leitung siehe unten.

4.

Um deutlich mehr Männer für die Wahrnehmung von Elternzeit zu interessieren soll eine Informationskampagne gestartet werden. Da derzeit relativ mehr Männer in Leitung beschäftigt sind, müssen die Bedingungen für die Übernahme von Leitungspositionen in Teilzeit verbessert werden, um das Ziel einer höheren Elternzeitquote von Männern zu erreichen. Es wird eine Überprüfung der beruflichen Situation von Männern nach dem Wiedereinstieg vorgesehen, in der die Betroffenen zu Wort kommen.

Kurzfragen bieten die Möglichkeit, in jedem Arbeitszusammenhang und bei jeder Maßnahme, die Aufmerksamkeit kurz auf ihren Geschlechteraspekt und die gegebenenfalls unterschiedlichen Auswirkungen einer Entscheidung auf Frauen und Männer zu richten. Auch bei einem großen Widerstand im Team ist die Anwendung von begrenzten Fragen die richtige Vorgehensweise. Gegebenenfalls können die Fragen zunächst von einem Teammitglied gestellt werden, ohne dass eine Verpflichtung für alle daraus erwächst. Ziel wäre dabei zunächst, die Abwehr gegenüber dem Thema Gender Mainstreaming zu lockern. Unterstützt würde dies durch eine Visualisierung der Fragen z.B. durch Aufhängen an den Wänden des Besprechungsraumes. Eine Vereinbarung im Team, diese Fragen bei jeder Maßnahme zu bearbeiten, wäre ebenfalls unterstützend. Ein solches Vorgehen erleichtert unserer Erfahrung nach die Übernahme von Verantwortung für das Thema durch alle Teammitglieder.

Quelle:
Janßen, Chr.
Gender Analyse als Baustein zu einer geschlechtersensiblen betrieblichen Gesundheitsförderung,
Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis, 2007, 1, 99-108
vgl.
v. Bodelschwinghsche Anstalten Bethel, Stiftungsbereich Behindertenhilfe, Mitarbeitervertretung - Gender-Ausschuss, aaO, 2005
Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft, aaO, 2002, S.37



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