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Walujo und Mitarbeiterinnen verwenden die Begriffe "Entwicklung" und "Lernen" synonym. Sie betonen dabei den sozialen Aspekt von Entwicklung. Ansatzpunkt ist hier das Bedürfnis nach Zusammengehörigkeit und Solidarität, das grundlegend ist und seine Wurzeln in der sozialen Bedingtheit des Menschen hat: Der Mensch ist ein soziales Wesen. "Alle Menschen bedürfen sozialer Beziehungen, damit sie wachsen und sich entwickeln können: Es beruhigt, schafft Geborgenheit und ermutigt als selbständige Person die Gemeinschaft zu erleben" (Walujo & Malmström, 1991, 17).
Die Autorinnen schreiben weiter: "Soziales Reifen beginnt in der frühesten Kindheit: Das Kind nimmt den Kontakt mit seinem Nächsten über seine Gefühle wahr. Es zeigt sein Wohlbefinden und Unbehagen. Es lächelt und weint. Bald nimmt es aktiv Kontakt auf, meist mit jemandem aus seiner nächsten Umgebung, der sich auf einer späteren Entwicklungsstufe befindet. Kontakte mit jungen Menschen auf der gleichen Entwicklungsstufe sind anfangs sporadisch und kurzlebig ... Das Zusammenspiel zwischen zwei Individuen auf der gleichen Entwicklungsstufe entsteht erst, wenn genügend gemeinsame Kommunikationsmuster entwickelt sind: sich interessiert anschauen, einander anlächeln, sich im Miteinander der Tätigkeit des anderen anpassen. Mit der Zeit nimmt das Interesse an altersnahen Mitmenschen zu. Das Kind will gerne einer Gruppe zugehören und sich in ihr akzeptiert fühlen. Es unterstützt seine Freunde aktiv, interessiert sich für ihr Befinden" (Walujo & Malmström, 1991, 13). Die Autorinnen gehen von einem Stufenmodell der Entwicklung aus, ähnlich wie Piaget es in seiner Theorie der Intelligenzentwicklung angenommen hat (
Piaget, 1975). Die Aktivitäten eines Kindes sind zunächst auf die eigene Person gerichtet, bevor es darauf aufbauend in der Lage ist, andere mit einbeziehen zu können. Erst auf dieser Entwicklungsstufe bilden sich Gruppen. "Am Beginn denkt das Gruppenmitglied noch in erster Linie an sich selbst. Mit der Zeit wird die Zusammenarbeit tragender und die Gruppenmitglieder können Regeln einhalten. Sie können ihre Freunde respektieren und ihre Zuneigung aufrechterhalten, auch wenn die Interessen sich unterschiedlich entwickeln. Der Gruppenprozeß nimmt demokratische Formen an. Das soziale Potential eines Menschen entwickelt sich also in einem Spannungsfeld zwischen innerer Triebkraft - grundlegendes Bedürfnis nach sozialem Kontakt - und den Erfahrungen, die man sammelt. Durch das Zusammensein mit anderen Menschen werden verschiedene Verhaltensmöglichkeiten erlebt und später imitiert" (Walujo & Malmström, 1991, 13).
Die Grundlage des Entwicklungsmodells ist also die Feststellung, dass jeder Mensch in sozialen Bezügen lebt, ob in der Familie, am Arbeitsplatz oder im Sportverein. Entwicklung (= Lernen) in sozialen Beziehungen vollzieht sich aufbauend von einfachen hin zu komplexen Beziehungen und Beziehungsgefügen. Dies bedeutet, dass die Aneignung grundlegender Fähigkeiten zunächst über die Beobachtung des Verhaltens anderer und alleine agierend vorbereitet wird (Individualstufe). Fähigkeiten entwickeln und differenzieren sich - so das Konzept -
- in einer Paarstufe (zu zweit etwas tun),
- in der Gruppenstufe (in einer Kleingruppe tätig sein),
- in der Intergruppenstufe (die Zusammenarbeit zwischen einzelnen Gruppen)
- bis hin zur Gesellschaftsstufe (sich draußen in der Gesellschaft individuell und als Mitglied einer Gruppe angemessen verhalten und helfen können).
Vier grundlegendeFähigkeiten spielen in diesem Entwicklungs- bzw. Lernprozeß eine Rolle: Soziale Fähigkeiten sind die Basis, auf der weitere Fähigkeiten aufbauen: einander verstehen lernen, mit anderen zusammenarbeiten können. Darüber hinaus gilt es, die Planungsfähigkeit (eine Idee haben sowie eine Aktivität planen und vorbereiten), die Durchführungs- oder Arbeitsfähigkeit (durchführen, was man geplant hat) und eine Beurteilungsfähigkeit (weiter) zu entwickeln (nachdenken, was man getan hat sowie den gesamten Prozeß und das Ergebnis beurteilen).

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